Österreichische Akteure in branchenspezifischen Wertschöpfungskreisläufen: Transformationsschwerpunkt Bauwirtschaft & Infrastruktur

Die Bauwirtschaft spielt in Österreich eine zentrale Rolle in der Ressourcennutzung und Abfallentstehung. Über 50 % des Abfallaufkommens und Ressourcenverbrauchs entfallen auf diesen Sektor. Dennoch wird ein Großteil der Materialien nicht im Kreislauf geführt. Vor diesem Hintergrund hatte die vorliegende Kurzstudie das Ziel, relevante Akteurinnen und Akteure innerhalb der Bauwirtschaft zu identifizieren, den Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu analysieren und diese in einer grafischen Darstellung zu veranschaulichen. Darüber hinaus wurden Hemmnisse und förderliche Maßnahmen für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft beleuchtet.

Bibliographische Daten

Schriftenreihe 55/2025
Karin Granzer-Sudra, Hannah Pollak, Veronika Reinberg, Lukas Wagner
Herausgeber: BMIMI
Deutsch, 93 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Ergebnisse

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde ein umfassendes Bild der relevanten Akteurinnen und Akteure in der österreichischen Bauwirtschaft gezeichnet. Berücksichtigt wurden dabei Beteiligte aus den Bereichen Produktion, Planung, Ausführung, Handel, Entsorgung sowie angrenzender Sektoren.

Zur Beantwortung der Fragestellungen kamen einerseits eine Literaturrecherche und andererseits leitfadengestützte Interviews mit Expertinnen und Experten zum Einsatz. Ergänzend dazu fand eine Online-Umfrage unter Unternehmen statt, die entlang der Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft tätig sind. Eine Kategorisierung nach ÖNACE-Wirtschaftszweigen ermöglichte dabei eine strukturierte Erfassung und Auswertung relevanter Wirtschaftsakteurinnen und -akteure.

Zudem wurden die identifizierten Stakeholder in einer grafischen Stakeholdermap dargestellt. Ein begleitendes Factsheet fasst die zentralen Ergebnisse der Kurzstudie zusammen.

Status, Hemmnisse und Barrieren der Transformation

Zu den zentralen Barrieren für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Baubranche zählen laut Expertinnen und Experten zum Beispiel die Dokumentationspflichten, die als aufwendig empfunden werden. Die langsame Umsetzung von EU-Vorgaben in nationales Recht wurde ebenso kritisiert. Für eine bessere Vergleichbarkeit von Materialien sprechen sich die befragten Personen für klare Bilanzierungsstandards über den gesamten Lebenszyklus sowie eine einheitliche CO₂-Bewertung aus. Bei der Unternehmensumfrage wurden als wichtigste interne Barriere zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft wirtschaftliche Gründe – fehlende finanzielle Ressourcen – genannt. Externe Barrieren betreffen vor allem technologische Herausforderungen, unklare rechtliche Rahmenbedingungen, geringe Verfügbarkeit von Recyclingmaterialien und fehlende Nachfrage auf dem Markt. Als besonders förderlich hervorgehoben wurden die frühzeitige Berücksichtigung von Rückbau- und Wiederverwendungsstrategien in Planung und Ausschreibung, sowie die Wichtigkeit von langfristigen regulatorischen Rahmenbedingungen.

Empfehlungen

Die im Rahmen der Kurzstudie zusammengetragenen Empfehlungen basieren auf den Rückmeldungen aus den Interviews sowie der Onlineumfrage unter Unternehmen. Sie spiegeln die Perspektiven, Erfahrungen und Bedürfnisse zentraler Akteurinnen und Akteure entlang der Wertschöpfungskette wider.

Die Vorschläge reichen von rechtlichen und organisatorischen Maßnahmen – etwa der Schaffung klarer regulatorischer Rahmenbedingungen wie zum Beispiel verpflichtende Rückbaukonzepte im Neubau – bis hin zu technischen Umsetzungshilfen wie zum Beispiel digitale Produktpässe (DPP), die die Nachverfolgung von Materialien erleichtern, wirtschaftlichen Anreizen- wie zum Beispiel gezielte Zuschlagspunkte für kreislauffähiges Bauen in der Wohnbauförderung – sowie gezielten Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung.

Hervorgehoben wurde auch die Vorbildrolle der öffentlichen Hand, die Förderung regionaler Kreisläufe, interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Investitionen in Aus- und Weiterbildung. Auch Forschung und Innovation – etwa durch den Einsatz digitaler Tools wie dem digitalen Produktpass oder KI-gestützter Bewertungsverfahren, beispielsweise zur Beurteilung gebrauchter Bauteile – wurden von den Befragten als wichtige Hebel für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft im Bauwesen benannt.

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